„Wir wachsen langsam, aber stetig“

Bericht in der WN vom 30.11.2024
Saerbeck
Der Heimatverein hat sich auf den Weg gemacht ins digitale Zeitalter. Die Mitgliederzahlen steigen. Und für 2025 stehen diverse Großprojekte an. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden Harald Schütz. Von Katja Niemeyer

Bei der Vergabe des Heimatpreises ist der Heimatverein in diesem Jahr leer ausgegangen. Waren Sie enttäuscht?

Schütz: Nein, wir wollen uns nicht beschweren. Schließlich haben wir den mit 5000 Euro dotierten Preis in voller Höhe erhalten, als er 2019 erstmals ausgelobt wurde. Irgendwann kommen wir bestimmt wieder zum Zug. Förderungswürdige Projekte haben wir genug.

Wofür hat der Verein das Geld damals verwendet?
Schütz: Wir haben in Digitalisierung und eine bessere Infrastruktur investiert. Für die Führungen im Brennereimuseum wurden beispielsweise Bildschirme angeschafft, die die Brennereiführer bei ihrer Arbeit unterstützen. Da wir nicht barrierefrei sind, haben wir im Heimathaus außerdem eine virtuelle Führung installiert. Ein Teil des Geldes gaben wir für moderne Laptops aus.

 

Harald Schütz (2. v. r.) bei der Präsentation eines neuen Schapses vor zwei Jahren. Foto: Marlies Grüter

Und was wurde digitalisiert?

Schütz: Vor allem geht es darum, analoge Medien wie Fotos, Dias und Dokumente zu digitalisieren. Bei mehreren Tausend zeitgeschichtlichen Fotos und Dokumenten ist das ein sehr langer Prozess.

Wie weit sind Sie?

Schütz: Wir sind momentan noch dabei, das Material auszuwerten. Nicht alles ist digitalisierungsfähig und -würdig. Eine Menge Fotos haben wir bereits digitalisiert. Aber nur ein, zwei Mitglieder befassen sich damit. Wenn wir Unterstützung bekämen, ginge es schneller. Wer Interesse hat, dabei mitzuwirken, ist deshalb jederzeit willkommen.

Heimathaus an der Grevener Straße. Foto: Heimatverein

Wie entwickeln sich die Mitgliederzahlen?

Schütz: … im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen recht gut. Wir wachsen langsam, aber stetig. Auf dem letzten Adventsmarkt vor einigen Tagen haben wir wieder einige neue Mitglieder aufnehmen können.

Wie viele sind es derzeit?

Schütz: Wir haben aktuell  395 sogenannte Familienmitgliedschaften. Wenn man davon ausgeht, dass jede Familie im Durchschnitt mit drei Personen dabei ist, kommen wir auf knapp 1200.

 

Der SC Falke, Saerbecks größer Verein, hat nur 100 mehr.

Schütz (lacht): Für das kommende Jahr peilen wir 400 plus x Mitgliedschaften an. Aber keine Sorge. Uns treibt nicht das Ziel an, den SC Falke zu überholen. Wir nehmen es so, wie es kommt.

Kleinere Vereine klagen immer wieder über Nachwuchsmangel. Was macht der Heimatverein besser?

Schütz: Ich glaube, es ist einerseits die Verbundenheit der Saerbeckerinnen und Saerbecker mit der Geschichte und Entwicklung ihrer Gemeinde. Andererseits ist es sicher auch die Vielfalt, die wir bieten. Unsere Themen reichen von Heimatgeschichte und -kunde bis zum Naturschutz. Zusätzlich bieten wir über das Jahr verteilt diverse Veranstaltungen wie Spielkreise, Klön- und Singnachmittage, Lesungen sowie themenbezogene Fahrten und Exkursionen an. Wir gehen außerdem in die Schulen, um Kinder und Jugendliche über wichtige historische Geschehnisse in Saerbeck wie den 2. Weltkrieg zu informieren. Und wir bieten Führungen durch unsere Gemeinde und unser Brennereimuseum an.

Wie kommen die an?

Schütz: Sehr gut. Vor allem bei Jüngeren. Wir laden immer wieder Gruppen junger Saerbeckerinnen und Saerbecker ein, um ihnen die Brennerei und das Heimathaus zu zeigen. Das sind immer für beide Seiten sehr informative und unterhaltsame Abende. Und dabei wächst dann auch immer mal wieder bei dem einen oder anderen die Bereitschaft, aktiv mitzumachen.

An den Abenden werden auch die hauseigenen Schnäpse verkostet. Wie viele Flaschen davon verkauft der Verein im Jahr?

Schütz: Das sind wohl mehrere hundert. Besonders gefragt ist neben unserem Dauerbrenner – dem „Hausfreund“, ein Kräuterlikör – aktuell der Kakaolikör mit Nuss, den wir zum 900-jährigen Gemeindejubiläum eingeführt haben. Aber auch der Schlehenlikör und der Kräuterwachholder haben ihre Freunde.

Wo werden die Liköre und Schnäpse hergestellt?

Schütz: Wir arbeiten mit zwei Brennereien zusammen, die sie nach alten Rezepten brauen. Eine davon ist schon seit der Eröffnung vor gut 25 Jahren dabei.

Wie jung – oder alt – ist der Verein?

Schütz: Genaue Angaben zum Durchschnittsalter unserer Mitglieder können wir nicht machen. Zum einen haben wir ja Familienmitgliedschaften, sodass wir gar nicht exakt wissen, welche Personen welches Alters da insgesamt zusammenkommen. Zum anderen müssen unsere Computerprogramme zur technischen Erfassung und Auswertung erst noch mit den entsprechenden Daten gefüttert werden. Ich schätze aber, dass das Durchschnittsalter konstant bei 50+ liegt.

Welche Projekte stehen im kommenden Jahr an?

Schütz: Erst einmal wollen wir am 1. April, 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs in Saerbeck, zu einer Gedenkveranstaltung ins Pfarrheim einladen. Im Mai steht ein fachkundig geführter Waldmeisterspaziergang auf dem Programm. Anlässlich des Denkmaltages am 14. September laden wir zu einer themenbezogenen Radtour ein. Dann werden wir wieder eine Naturpflege-Aktion durchführen. Dieses Mal ist der Hanfteich dran. Für den Jahreskalender 2026 haben wir uns schon ein Leitthema ausgesucht. Er soll mit Bildern und Geschichten von Lieblingsorten der Saerbecker und Saerbeckerinnen bestückt werden. Da hoffen wir auf zahlreiche Vorschläge aus der Bürgerschaft. Bitte einfach beim Heimatverein melden.

> Der Heimatverein veranstaltet am kommenden Sonntag, 1. Dezember (18 Uhr), seine Generalversammlung in der Bürgerscheune, traditionell im Rahmen eines adventlichen Abends.